Sozial- und Erziehungsberufe aufwerten – jetzt!

Zur Aussprache zum Thema „Aufwertung der Sozial- und Erziehungsberufe jetzt!“ erklärt die kinder-, jugend- und familienpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Jacqueline Bernhardt

„Seit etwa vier Wochen hält der Streik der Beschäftigten in den Sozial- und Erziehungsdiensten an. In unserem Bundesland streiken vor allem Erzieherinnen und Erzieher der kommunalen Kindertagesstätten in Schwerin und Greifswald. Sie kämpfen für eine Aufwertung ihrer Leistungen. Die Beschäftigten in diesen Einrichtungen haben allen Grund zu streiken. Gerade in MV stimmen die Rahmenbedingungen nicht. Zum einem haben wir  den schlechtesten Betreuungsschlüssel bundesweit, zum anderen arbeiten  überdurchschnittlich viele Erzieherinnen und Erzieher in Teilzeit. Während im Bundesdurchschnitt 60 Prozent in Teilzeit beschäftigt sind, sind es in MV 76 Prozent. Das und die seit Jahren gleichbleibende Einstufung führen zu niedrigen Löhnen bei den Erzieherinnen und Erziehern. Wer eine gute frühkindliche Bildung mit engagiertem Personal will, muss die Erzieherinnen und Erzieher anständig bezahlen. Das muss drin sein.  

Bei der derzeitigen Finanzausstattung der Kommunen ist es verständlich, dass diese unter dem Druck der Personalkosten ächzen. Ich habe Verständnis, wenn ein Bürgermeister sagt, dass 10 Prozent mehr nicht zu wuppen sind. Und es kommt nicht von ungefähr, dass nur noch 17 Prozent der über 1000 Kindertagesstätten in MV in kommunaler Trägerschaft sind. Wir haben im Land eine Schieflage bei der Finanzierung der Kindertagesstätten insgesamt. Der Betrag des Landes und der der Landkreise sind festgeschrieben. Für jede Erhöhung müssen die Kommunen und Eltern aufkommen. Das ist ungerecht. Bildung ist eine gesellschaftlich wichtige Aufgabe, wo auch Bund und Land in der Pflicht sind, ihre Beiträge dazu zu leisten.“ 

Der gewerkschaftspolitische Sprecher der Linksfraktion, Henning Foerster, ergänzt zu diesem Tagesordnungspunkt: 

„Mit ihren Leistungen unterstützen auch Kinderpfleger, Sozialassistenten, Sozialarbeiter, Heilpädagogen und Beschäftigte in der Behindertenhilfe Menschen mit besonderem Hilfebedarf dabei, ihre Grundrechte zu wahren und ein würdevolles Leben zu führen. Es sind Themen wie Langzeitarbeitslosigkeit, schwierige Familienkonstellationen oder Kinderarmut, die auch hierzulande dafür ursächlich sind, dass soziale Arbeit aufgrund ihrer unterstützenden Funktion an Bedeutung gewonnen hat. Deshalb müssen die Arbeitgeber endlich ein Angebot für alle Berufsgruppen vorlegen und nicht einige wenige herausgreifen. Dies können die Gewerkschaften, die eine Aufwertungskampagne für eine Vielzahl von Berufsbildern fahren, nicht akzeptieren.“