Kinderarmut wird auch im Land nicht energisch genug bekämpft

Nach Ansicht der kinder-, jugend- und familienpolitischen Sprecherin der Linksfraktion, Jacqueline Bernhardt, ist die Studie der Bertelsmann-Stiftung ein erneutes Armutszeugnis für die Bundesrepublik Deutschland. Bundesweit lebt demnach fast jedes fünfte Kind unter drei Jahren in Armut, in MV sogar mehr als jedes vierte Kind. „Die Tatsache, dass Rostock als einzige Stadt im Nordosten berücksichtigt wurde, verzerrt das Bild, die Werte in Schwerin und Greifswald liegen erfahrungsgemäß höher“, erklärte Frau Bernhardt am Montag. 

Die Studie mache deutlich, dass auf Bundesebene und im Land zu wenig gegen Kinderarmut unternommen wird. „Da hilft es wenig, wenn sich die zuständige Landesministerin für einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn einsetzt, die Landesregierung aber insgesamt nicht dazu steht“, so Frau Bernhardt. Neben Armutslöhnen spiele auch die Armut durch Hartz IV eine wesentliche Rolle, sie präge den Alltag zehntausender Kinder in MV. Mehr als 12 000 Kinder unter drei, 27 000 Kinder unter sieben, 50 000 Kinder unter 15, mehr als 60 000 Kinder und Jugendliche unter 20 und mehr als 78 000 Kinder und Jugendliche unter 25 Jahren lebten im Jahr 2010 in MV in Hartz-IV-Familien (Kleine Anfrage Drs. 6/306). „Die Sozialministerin des Landes muss sich zumindest dafür einsetzen, dass das Kindergeld nicht länger auf Hartz-IV-Leistungen angerechnet wird. Dann würde auch diesen Familien deutlich mehr Geld für die Förderung ihrer Kinder zur Verfügung stehen.“ 

Erforderlich sei auch ein sozialer Arbeitsmarkt, der von der SPD im Wahlkampf zwar angekündigt, aber bislang verweigert wurde. „Trotz sinkender Arbeitslosenzahlen gibt es fast 100 000 Langzeitarbeitslose, und viele von ihnen haben keine Chance auf dem Arbeitsmarkt. Armut von Kindern ist zuerst Armut von Eltern“, betonte Frau Bernhardt.