Kampf gegen Kinder- und Jugendarmut muss endlich Priorität haben

Zu der jüngsten Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung, wonach Kinderarmut in Deutschland alarmierende Ausmaße angenommen hat, erklärt die kinder-, jugend- und familienpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Jacqueline Bernhardt: 

„In MV ist jedes dritte Kind von Kinderarmut betroffen, im Bundesvergleich liegt das Land auf dem vorletzten Platz. Für Kinder und Jugendliche, die in Armut aufwachsen, hat dies gravierende Folgen, wie die Erhebungen der Studie erneut zeigen. Es wird festgestellt, dass 20 Prozent der Kinder im Grundsicherungsbezug in beengten Wohnverhältnissen leben müssen, gegenüber 3,9 Prozent der Kinder, die in gesicherten Einkommensverhältnissen aufwachsen; drei von vier Kindern, deren Eltern SGB-II-Leistungen erhalten, können keinen Urlaub von mindestens einer Woche machen, bei den übrigen sind es 21 Prozent. Bei jedem 10. Kind mit SGB-II-Bezug besitzen nicht alle Haushaltsmitglieder ausreichende Winterkleidung. 

Es ist eine Schande, dass in MV seit Jahren derart viele Kinder und Jugendliche in Armut leben müssen. Genauso lange ignoriert die Landesregierung diesen Missstand bzw. geht diesen nur halbherzig an. Erneuter Beleg dafür sind die Antworten der Landesregierung zu diesem Komplex in der Großen Anfrage der Linksfraktion. Dort heißt es u.a.: ‚In Mecklenburg-Vorpommern besteht kein erhöhtes Armutsrisiko für Kinder, was die Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe betrifft.‘ Auf die Frage, wie viele Kinder und Jugendliche in Armut leben, kann die Landesregierung keine Aussagen treffen. Sie weicht der Antwort aus und stellt fest: ‚Weder für den Begriff >Kinderarmut< noch für den Begriff >Armut< gibt es eine einheitliche Definition.’ 

Angesichts der hohen Anzahl von Kindern und Jugendlichen, die auch in MV in Armut leben müssen, und der damit verbundenen negativen Folgen sind solche Ausflüchte Hohn. Ich fordere die Landesregierung auf, sich endlich aktiv dem Kampf gegen Kinder- und Jugendarmut zu widmen. Er muss endlich höchste Priorität erhalten.“